Am vergangenen Dienstagabend, dem 30. April, haben die starken Jungs der Junggesellenkompanie des Mindener Bürgerbataillons (lesen Sie dazu auch HIER) mit vereinten Kräften den Maibaum vor dem Victoria Hotel aufgestellt. Geschmückt wurde der Kranz von der „Twooten“, der zweiten Kompanie. Schönes Wetter und ein interessiertes Mindener Publikum bildeten die Kulisse für dieses Ereignis. Eins von vielen in diesem Jahr. Denn: Es ist Freischießenjahr. Und dazu wird es nicht nur viele Veranstaltungen, sondern auch eine Neuerung geben: Aufgrund des Platzmangels auf dem Marktplatz findet die Veranstaltung auf dem großen Simeonsplatz vor dem Preußenmuseum statt. Nicht nur ein historisch besonderes Ambiente, denn das Museum ist die ehemalige Defensionskaserne der Festung Minden, sondern auch die Möglichkeit, alle Kompaniezelte fokussiert zusammen zu stellen. Marschiert werden wird natürlich trotzdem auch durch die Innenstadt.
Aber jetzt stand erst einmal das Aufstellen des Maibaums im Mittelpunkt:

„Die Junggesellenkompanie“, so berichtet Stadtmajor Achim Pecher, „ist ein Zusammenschluss von jungen unverheirateten Herren im Alter von 16-30 Jahren. Jeder junge Mann, der sich dafür interessiert, ist herzlich eingeladen, am Samstag am Freischießen, bekleidet mit weißem Hemd und dunkler Hose, teilzunehmen und zu schauen, wie es ihm beim Bürgerbataillon gefällt.“
Einerseits eine unverbindiche Möglichkeit herauszufinden, was das Bürgerbataillon leistet, wie der Zusammenhalt der Herren ist und ob man Lust hat, ebenfalls aktiv mitzuwirken. Andererseits natürlich auch die Chance für junge Herren, bei dem traditionellen Großereignis in Minden, was seinen Ursprung aus der Zeit des großen Kurfürsten hat, dabei zu sein. Wie gern das Angebot angenommen wird und wie engagiert die smarten Jungs dabei sind, konnten wir erleben: Ein Foto mit den jungen Herren wollten wir machen, aber – ohne „Spieß“ läuft da gar nichts.
Zur Erklärung: Die Junggesellenkompanie ist eine eigene Einheit des Mindener Bürgerbataillons, gehört also dazu, untersteht allerdings direkt dem Stadtmajor. Darum heißt der Einheitschef auch nicht Kompaniechef, sondern Einheitsführer und der Kompaniefeldwebel heißt Einheitsfeldwebel oder halt üblicherweise schlicht „Spieß“.
Zurück zum Bild: So lange der Vizefeldwebel (Amt) und Einheitsfeldwebel (Funktion) der Junggesellenkompanie (der „Spieß“) Ulrich „Uli“ Wesemann nicht sein „Okay“ erteilt, gibts kein Bild. Der Spieß hat das letzte Wort. Als es dann doch zum Foto kommt werden Bierflaschen weggestellt, Haare in Form gebracht und Bäuche eingezogen. „Wir sind die Junggesellenkompanie“ – damit repräsentiert man eine große Institution in Minden und dem fühlen sich alle verpflichtet.
Mit dem letzten Gongschlag der Domglocken erfolgt dann der Appell von Oberleutnant und Einheitsführer der Junggesellenkompanie, Dirk Henneking. Danach wird der weiße Stamm geschultert und in Begleitung einer Abordnung der zweiten Kompanie, die mit dem Schmücken des Kranzes betraut wurde, und unter der Führung der Musikkapelle zum Marktplatz getragen.
Dort, vor dem Victoria-Hotel, wo auch die anschließende „Tanz in den Mai“ Feier stattfinden wird, wartet schon das Publikum. Mit Getränken und Snacks verfolgen die Zuschauer, wie neben Dirk Henneking noch Ralf von Ahnen, Kompaniechef der zweiten Kompanie, sowie Stadtmajor Achim Pecher Begrüßungsworte sprechen.
Dann geht es tatsächlich los: Der weiße Stamm, der jedes Jahr wieder verwendet wird, bekommt den geschmückten Kranz aufgesetzt. Nun erfolgt das Wichtigste: Die „Krone“, das Schild der zweiten Kompanie, wird mit vier Nägeln befestigt. Die Ehre des Nagelns dürfen unter anderem der Stadtmajor Achim Pecher höchstselbst, sowie Stefan Drewes, Hauptmann und Stabszahlmeister a. D. vornehmen. Je weniger Schläge, desto besser, was unter den neugierigen Blicken und neckenden Kommentaren der Umstehenden nicht unbedingt einfach ist.

Geschafft! Jetzt wird der Baum per Seil hochgehoben und unten von der Junggesellenkompanie eingefasst und befestigt. Mit Applaus wird der fertig aufgestellte Maibaum begrüßt. Und dann ändert sich die Tradition: Während in anderen Gemeinden nun um den Baum getanzt wird, stehen die Jungs der Junggesellenkompanie eng um den Baum und jeder legt eine Hand an den Stamm. 60 Minuten müssen sie nun ausharren und den Maibaum bewachen. Gleichzeitig sind die übrigen Kompanien aufgerufen, die Aufmerksamkeit der Bewacher abzulenken, um den Baum durch Berührung symbolisch zu „stehlen“, in Minden sagt man „den Baum geschort“. Mit Anfeuerungsrufen werden die Umstehenden animiert, den Baum für sich zu gewinnen. Doch erst kurz vor Ablauf der 60 Minuten gelingt es der sechsten Kompanie den Stamm einzunehmen. Demzufolge wird das Schmücken des Kranzes im nächsten Jahr von ihnen vorgenommen.
Dann haben Baum und Herren erstmal Ruhe, Letztere, um sich bei einem kühlen Bier zu stärken, denn es steht noch die Feier „Tanz in den Mai“ an, bei der die Anwesenden entspannt nicht nur in den Mai, sondern auch in den Countdown zum Freischießen tanzen können. Etwas über 60 Tage noch, dann heißt es wieder „Minden – Lebt!“. Vom 04.-07.07.2019 findet das Freischießen statt. Sie sind jetzt schon herzlich dazu eingeladen!
